Hugo Fischer - Der Heuler

Fotoalbum Tiere

Hugo Fischer (Deutschland-Fotoprojekte)

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Hugo Fischer - am Morgen

Fotoalbum Stadt/Land

Hugo Fischer  - geborgen

Fotoalbum Menschen


 SelbstportraitPortrait Hugo Fischer

“Mein Geburtsort war die schöne Stadt Königsberg in Ostpreußen. Aufgewachsen bin ich im Dorf Brandenburg am Frischen Haff, einem Flecken in herrlicher Küstenlandschaft direkt an der Mündung des Flusses Frisching. Mächtige Mauern der alten Ordensburg konnte man noch im großen Speicher der Domäne bewundern. Nach der Grundschulzeit besuchte ich die Bessel - Oberrealschule in Königsberg.
   In der Stadt wurde mein Interesse für die Fotografie durch zwei Fachgeschäfte geweckt, das Photohaus Schattke und das Spezialgeschäft Krausskopf. Die Auslagen in den Schau- fenstern zogen mich magisch an: Box-Kameras und Geräte mit Balgenauszug waren zu bestaunen, kleine technische Wunderwerke. Was für Möglichkeiten boten sich, die Welt einzufangen - und zu verändern, denn die ausgestellten Schwarzweiß - Vergrößerungen beeindruckten mich am meisten.
    Die erste Kamera wurde gekauft, eine Agfa-Box, 6 x 9, zum Preis von 5 Reichsmark. Mit ihr wurde Königsberg neu entdeckt und zu eigen gemacht. Eine Entwicklerschale mit beweglicher Rolle und diverse Chemikalien wurden erstanden, dazu noch ein einfacher Kopierrahmen. Kostenlose Broschüren und Fotohefte, Fachbücher, die ich eintauschte und vor allem eigene Experimente waren meine Ausbilder, wie es sich für einen Autodidakten gehört.
   Es machte mir einfach Spaß, im Bild das einzufangen, was mich innerlich bewegte: Der Fluss in Brandenburg mit seinen Fischerbooten, Molen, die Wellen des Haffs, Schilfinseln mit Enten- und Blesshuhnnestern und die Eisberge des Haffs waren die bevorzugten Motive. Für Aufnahmen aus der Vogelperspektive erwies sich der Kirchturm als idealer Standort, manchmal auch der First einer Scheune. Oder ich lag auf dem Bauch und fotografierte die Ziele von unten - und je nach Tageszeit und Wetter ergab sich etwas völlig Neues.
   Nach einigen Jahren kam eine Balgenkamera Kodak - Vollenda 6 x 9 dazu. Diese Kamera begleitete mich bis Schulende und Kriegsbeginn. Neben den Sehenswürdig- keiten der Stadt Königsberg wurden jetzt Straßenszenen und Schnappschüsse als Aufnahmeobjekte bevorzugt. Ich beobachtete Szenen des Alltags und versuchte, sie mit der Kamera eingefangen; Arbeiter und “kleine Leute”, Kaufleute, Frauen, ihre typischen Verrichtungen, ihre Bewegungen (heute würde man “Körpersprache” sagen), alles was ihre Gesichter und Gebärden prägte und natürlich Situationen, die unerwartet und einmalig plötzlich sich ergaben. Bilder, die vielleicht hundert Aufnahmen zusammenfassten in einer “Geschichte”. Wie ein Jäger lauerte ich auf diese Momente der Einmaligkeit, und ich konnte mich tagelang ärgern, wenn ich etwas Wunderbares verpasst hatte, weil ich nicht schnell genug war.

  Alles endete jedoch durch die Bombardierung, durch Flucht und Vertreibung. Kamera und alle Fotos waren für immer verloren.

  Ein Neuanfang wurde erst wieder in den Jahren um 1955 herum möglich. Zuerst kaufte ich eine kleine Sucherkamera, danach eine Kleinbild - Spiegelreflex und eine Rolleicord 6 x 6. Dias von Pflanzen und Tieren, Landschaftdetails sowie Portraits von Menschen, die ich gut kannte. Ich richtete mir ein kleines Fotolabor ein und experimentierte sehr viel. Ich kam auch dadurch immer wieder zum Schwarzweiß - Bild zurück. Die Aussagekraft eines Schwarzweiß-Bildes erschien mir viel wirkungsvoller, die Gegebenheit einer Verfremdung zugunsten des Wesentlichen durch das Medium selbst, die Reduzierung der Farben und ihre Übersetzung hin zu den Graustufen eliminiert alle bloßen Reize, die von der Aussage ablenken. Ein Schwarzweiß - Bild ist einfach verständlicher. Es bietet eine leichtere Möglichkeit, sich auf das Wesen eines Bildes zu konzentrieren...

   Durch die Veröffentlichung meiner Arbeiten in Fotozeitschriften und Zeitungen sowie durch etliche Preise habe ich viel Anerkennung erfahren.”



Anmerkung:
Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Hugo Fischer war nicht nur ein Chronist Ostpreußens und seiner Menschen. Man sieht ihn heute auch als Chronisten einer untergegangenen Welt der Werften und der dort arbeitenden Menschen, vor allem der Jahre 1955 - 1975.
Sein Heimatort bei Rendsburg profitierte besonders von seinem Archiv und seiner für die Gemeinde ehrenamtlichen Arbeit: Schacht Audorf besitzt mit über 3000 Fotos das vermutlich detaillierteste Fotoarchiv Deutschlands. Die dort vorhandenen und archivierten Fotos hat der Künstler der Gemeinde unentgeltlich überlassen. Dafür wurde er jüngst zum wiederholten Male geehrt.